Die Rache der Wanderhure by Iny Lorentz

Die Rache der Wanderhure by Iny Lorentz

Autor:Iny Lorentz [Lorentz, Iny]
Die sprache: de
Format: mobi
ISBN: 9783426412848
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2011-12-05T23:00:00+00:00


9.

Ruppertus hatte sich und seinen Männern alles abverlangt, Marie aber trotzdem nicht einholen können. Als er an der Spitze des Trupps ins Lager einritt, schweifte sein Blick über die versammelten Menschen, als erwarte er, Marie unter ihnen zu entdecken. Doch es gab zwischen den Zelten, den Ständerreihen, an denen die Pferde festgebunden waren, den Feldwerkstätten und all den Leuten, die sich hier drängten, einfach zu viele Versteckmöglichkeiten für eine einzelne Frau.

Plötzlich stieß Eberhard einen Ruf aus. »Da drüben steht der gestohlene Gaul! Sie muss also hier sein.«

Froh, sein Versagen wenigstens zum Teil wettgemacht zu haben, stieg er ab und ging zu dem Pferd. Auf der Satteldecke war deutlich das Abzeichen Hettenheims, der schwarze Stier, zu sehen. Als er die Hand unter den Sattel schob, war das Fell des Tiers klitschnass.

»Der Zossen steht noch nicht lange hier«, erklärte er zufrieden. »Wäre die Frau mit einem anderen Pferd aus dem Lagertor gekommen, hätten wir sie sehen müssen.«

Er griff sich an den Kopfverband, den ihm einer seiner Kameraden angelegt hatte, und hoffte, die Verfolgte als Erster zu erwischen. Zwar durfte er dem Weib wegen des verrückten Inquisitors nicht viel antun, aber sie sollte ihm wenigstens für die Kopfschmerzen bezahlen, die er ihr verdankte.

Auf einen Wink von Ruppertus eilte er zu den Huren, denen kaum etwas entging, das im Lager geschah. Ohne es zu ahnen, traf er auf die, mit denen Marie gesprochen hatte. »Wo ist die Frau, die dieses Pferd dort geritten hat?«

»Welches Pferd meinst du?«

Eberhard ballte die Faust und hielt sie der noch recht jungen Frau vor das Gesicht. »Von einer Hure lasse ich mich nicht verspotten. Hast du verstanden?«

Nun lenkte Ruppertus sein Pferd zu der Gruppe und blickte mit verächtlicher Miene auf die Hübschlerinnen hinab. »Die heilige Inquisition sucht eine falsche Nonne, die nicht nur die Tracht des Herrn besudelt, sondern auch dieses Pferd dort gestohlen hat. Entweder ihr sagt jetzt, wo sie ist, oder ihr werdet als Feinde der heiligen Kirche verhaftet und auf dem Scheiterhaufen verbrannt!«

Schlichtes Landvolk hätte Ruppertus mit dieser Drohung erschrecken können, doch die Huren waren aus einem härteren Holz geschnitzt. Ihre Anführerin verschränkte die Arme vor der Brust und blickte mit einem gekonnt treuherzigen Blick zu ihm auf.

»Wir haben keine Nonne gesehen, Euer Exzellenz, denn wir waren beschäftigt.«

»Genau! Es gibt sehr viele Soldaten hier und nur wenige Marketenderinnen und Hübschlerinnen. Da muss sich jede von uns ordentlich ranhalten, damit die Männer zufriedengestellt werden. Ich zum Beispiel war bis eben dort in dem Zelt Seiner Durchlaucht, Adalbert von Sachsen, dem Oberbefehlshaber der Truppen Seiner Königlichen Hoheit Sigismund. Wenn Ihr mir nicht glaubt, könnt Ihr ihn ja fragen!«

Ruppertus warf einen Blick in die angegebene Richtung und nahm dort ein mit Flaggen verziertes Prunkzelt wahr. Vor dem Eingang standen hochgewachsene Männer als Wache. Jeder von ihnen trug eine Rüstung und hielt eine reichverzierte Hellebarde in der Hand.

Da es auch für Ruppertus erheblichen Ärger bedeutet hätte, sich mit Sigismunds Heerführer anzulegen, zog er sein Pferd herum und herrschte seine Begleiter an. »Durchsucht das Lager! Schaut in jedes Zelt und hinter jeden Busch.



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